Julius Michel

Julius Michel


Julius Michel war ein sehr selbstbewusster und geradezu mutiger Mann, aber leider auch das schwarze Schaf der Familie. Bevor die Nationalsozialisten an die Macht kamen, hatte er bereits zehn Vorstrafen mehrheitlich wegen Handelsvergehen und eine Vorstrafe über drei Monate Haft in seinem Register. Da sich die Familie Michel eh im Fokus der örtlichen NS-Funktionäre befand, achtete man auf Julius Michel ganz besonders. Dennoch hatte er dreimal unsägliches Glück. Als Fellhändler war er 1935 in der Rheiner Bahnhofgaststätte unterwegs und wurde beim Eintreten der Tür verwiesen. Die Köchin, die ihn mit den Worten „Hier ist Heil Hitler“ (sic!) rauswarf, entgegnete er mutig: „Ich scheiß auf Heil Hitler!“. Der Vorfall wurde angezeigt, Julius Michel mit dem Hinweis, bei einer weiteren Verfehlung in ein Konzentrationslager zu kommen, verwarnt. Etwas später wurde er im Haus einer Arierin erwischt, als er angeblich mit ihr zusammen Feindsender abgehört hatte. Die Nachbarin, die die beiden dabei erwischt hatte, denunzierte sie bei der Polizei. Michel und zwei weitere Personen kamen vor Gericht, wo sie das Glück hatten, dass Richter Daldrop das Verfahren leitete. Dieser ließ die Klage aus Mangel an Beweisen fallen. Zum Verhängnis wurde anschließend eine Schlägerei mit einem Metzgerlehrling, dessen Vater der NSDAP nahe stand. Julius Michel wurde verhaftet und in das Zuchthaus Lingen gebracht. Vermutlich, weil man ihm eröffnete, dass man ihn in ein Konzentrationslager bringen würde, erhängte er sich Ende September in seiner Zelle. Den Tod seines Sohnes verkraftete Michel Michel nicht. Zwei Wochen nach dem Freitod von Julius erlag Michel Michel im Alter von 94 Jahren einem Herzinfarkt.

Fotos von Julius Michel

Fotos von der Verlegung am 5. Oktober 2013

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