Eheleute Hermann Michel

Die Eheleute Hermann und Franziska Michel



Hermann Michel war das erste von insgesamt sechzehn Kindern der Eheleute Michel Michel und seiner Ehefrau Elise und wurde im Haus der Familie, damals Friedhof 12, geboren. Um 1905 heiratete er die aus Hohenlimburg stammende Franziska Meier und bekam mit ihr vier Kinder: Martha (1907), Else (1911-1911), Siegfried (1912) und Irma (1915). Mit seiner Frau wohnte er zunächst in der Kirchstraße, dann lange Zeit Steintorfeldmark und zuletzt im Haus Friedhof 14, das sein Bruder Sally um 1920 von den Erben des Moses Hirsch erworben hatte. Hermann Michel, der Rohproduktehändler war und unter anderem Felle kaufte und verkaufte, schloss aus gesundheitlichen, aber auch aufgrund zunehmender Anfeindungen seinen Laden. Nach dem Wegzug des Vorstehers Alfred Wertheim im Jahre 1938 stieg er als Ersatzmann in den Vorstand auf und war gemeinsam mit Israel Levy Vorsteher der jüdischen Gemeinde. Am Morgen nach der Pogromnacht wurde er wie sein Bruder Sally verhaftet und für zwei Tage inhaftiert. Nach der Flucht seines Vorstandskollegen nur wenige Tage später stieg der Kantor der Gemeinde, Hermann Emanuel, in den Vorstand auf. Zusammen betreuten sie ihre Gemeinde in den letzten drei Jahren ihres Bestehens. Seine drei Kinder bemühten sich schon länger um eine Ausreise. Siegfried emigrierte bereits 1934 illegal nach Palästina und baute dort mitten in der Wüste eine Mandelplantage auf. Martha bemühte sich erst nach der Pogromnacht um eine Ausreise und konnte noch am Tag der englischen Kriegserklärung an Deutschland (4. September 1939) nach England einreisen. Irma, die jüngste Tochter, hatte eine Anstellung als Kindermädchen bei einem Berliner Arzt. Nachdem dieser nicht mehr praktizieren durfte und ausreisen wollte, besorgte er auch ihr ein Visum. Doch Irma lehnte ab und nahm stattdessen eine Anstellung in den Niederlanden an. Zugleich versuchte sie, ihre Eltern in die Niederlande nachzuholen, was allerdings misslang. Ende 1939 verkaufte Sally Michel das Haus Friedhof 14 und Hermann und seine Frau zogen zu ihm in den Bütkamp. Nach der Deportation seiner Geschwister Sally, Bertha und Ida im Dezember 1941 mussten sie in das Judenhaus An der Hohen Schule ziehen, wo das Paar bis Juli 1942 lebte. Am 27. Juli 1942 brachte man sie in den Schützenhof nach Münster und deportierte sie am 31. Juli 1942 weiter in das Ghetto Theresienstadt. Seine Frau kümmerte sich aufopferungsvoll um ihren Mann und scheint auch auf die wenige Nahrung, die sie erhalten hat, zugunsten ihres kranken Mannes verzichtet zu haben. Nach seiner Aussage verhungerte sie im Ghetto und verstarb bereits am 23. November 1942. Hermann sollte das Ghetto überleben und kehrte im Juli 1945 nach Burgsteinfurt zurück. In den ihm verbleibenden sieben Jahren und mit einer im Ghetto erworbenen Tuberkulose setzte er sich nun sehr engagiert für die Wiederherstellung des Friedhofs an der Gerichtstraße und der Errichtung eines Mahnmals am Platz der ehemaligen Synagoge ein. Am 30. Januar 1952 verstarb er im Alter von 74 Jahren an den Folgen seiner Tuberkuloseerkrankung in einem Wettringer Krankenhaus.


Fotos von der Familie Michel

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