Hermann Emanuel

Hermann Emanuel 


Hermann Emanuel wurde 1869 in Gemünden als zweites von sieben Kindern in eine sehr arme und sehr fromme Familie geboren. Er hatte drei Brüder und drei Schwestern. Sein Vater verstarb früh, Hermann kam mit 6 1/2 Jahren in ein Waisenhaus, wo er bis zu seinem 15. Lebensjahr aufwuchs. Er ließ sich später zum Lehrer und Kantor ausbilden und übernahm dabei die strengen Regeln und Vorschriften, die er im Waisenhaus erlernt hatte. 1889 bis 1893 war er als Kantor und Lehrer der jüdischen Gemeinde Madfeld angestellt. Nachdem der bisherige Lehrer und Kantor aufgrund von falschen Vorwürfen, er solle sich einem Mädchen unsittlich genähert haben, zur Aufgabe seiner Ämter gedrängt wurde, entschied man sich als Nachfolger für den jungen Hermann Emanuel, der gerade erst einmal 24 Jahre alt war und nicht einmal das Staatsexamen hatte. Zunächst bis zum erfolgreichen Staatsexamen befristet, ab 1896 unbefristet. Zu jener Zeit war die jüdische Gemeinde auf ihrem absoluten Höhepunkt. Knapp 220 jüdische Personen lebten in der Stadt, von denen selbstverständlich der überwiegende Teil Mitglieder der Gemeinde waren. Hermann Emanuel hatte sogar das Glück, dass er eine sehr moderne Infrastruktur vorfand. Erst neun Jahre zuvor hatte man den neuen Friedhof an der Gerichstraße angelegt, 1891 ein Schulgebäude mit Lehrerwohnung neben der Synagoge errichtet. 50 Schüler besuchten 1893 die jüdische Schule. Ein Höchststand, der in den folgenden Jahren allerdings wieder sinken sollte. 1906 heiratete er seine ehemalige Schülerin Henny Heymann, mit der er drei Töchter bekam, von der allerdings eine bereits bei der Geburt verstarb. Hermann Emanuel setzte sich für eine Verständigung zwischen den Religionen ein und war ansonsten sehr patriotisch. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, rief er auch seine Mitglieder auf, sich für ihr Vaterland zu melden. 1932 wurde er aufgrund der Brüningschen Notverordnungen in den Ruhestand versetzt. Seine Schule hatte nur noch sechs Schüler, die Schule konnte daher nur noch als Privatschule geöffnet bleiben. Die Kosten von fast 1600 Reichsmark übernahm fast gänzlich die Familie Marcus, 300 Reichsmark übernahm erst einmal die Stadt Burgsteinfurt. 1937 verstarb seine Ehefrau an einem Krebsleiden. Mit Ausnahme seiner Haushaltsgehilfin wohnte er nun allein in dem Haus. Einer Emigration wie seine Töchter lehnte er zunächst ab. Später, als er sie in Betracht zog, ließ man keinen Juden mehr aus Deutschland raus. Nach der Ersten Deportation zwang man ihn am 24. Januar 1942, in das Haus der Familie de Vries (An der Hohen Schule) umzuziehen. Dort bewohnte er ein kleines Kämmerchen mit Tisch, Stuhl, Bett und Schränkchen. Der Rest wurde versteigert. Trotz seiner bevorstehenden Deportation kümmerte er sich rührend um seine Schäflein im Umkreis. Am 27. Juli 1942 wurde er mit den restlichen Juden nach Münster in den Schützenhof gebracht und am 31. Juli 1942 von dort aus in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Aufgrund der völlig unhygienischen Zustände und der Lebensmittelnot verstarb Hermann Emanuel bereits am 26. November 1942 im Alter von 73 Jahren.

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Fotos von Hermann Emanuel

Fotos von der Verlegung am 25. April 2007

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