Geschwister Hirsch

Die Geschwister Edith Goldschmidt, Selma Hirschheim und Georg Hirsch


Die drei Geschwister Edith Goldschmidt (1906), Selma Hirschheim (1908) und Georg Hirsch (1912) überlebten alle die Shoah und konnten zwischen November und Dezember 1939 alle fliehen. Edith, selbst Lehrerin, die mit dem Lehrer Eduard Goldschmidt verheiratet war, gelang über einen abenteuerlichen Weg mit ihrer Tochter Eva die Flucht nach Chile. Dort baute sie sich und ihrer Tochter zunächst unter schweren Umständen ein neues Leben auf. Später arbeitete sie am Goethe-Institut und kam in den 1960er Jahren über ihren Beruf wieder nach Deutschland zurück. Sie lebte in der Nähe von Bonn und besuchte ihre Heimatstadt mehrfach. Zuletzt auch, um ihre Geschichte zu erzählen. Edith Goldschmidt verstarb im August 1996 in Bonn. Selma Hirschheim lebte in verschiedenen Städten des Reiches und arbeite als Kindermädchen in Wyk auf Föhr, Hamburg, Lübeck und Berlin. 1939 flüchtete sie noch rechtzeitig nach Großbritannien und schaffte es dort, ein Einreisevisum für die Vereinigten Staaten zu erhalten. 1940 emigrierte sie in die USA nach New Jersey. Sie heiratete Felix Hirschheim, Kinder blieben aus. 1980 kam sie mit ihrem Mann nach Berlin zu einem Besuch zurück, bei dem ihren Mann die Gefühle übermannten. Fast drei Tage galt er vermisst, ehe er gefühlsmäßig völlig am Boden zerstört zu seiner Frau zurückkehrte. Selma hat Burgsteinfurt nach ihrer Flucht 1939 nie wieder besucht. Sie verstarb Anfang der 2000er Jahre im sehr hohen Alter.
  Georg, der einzige Sohn der Familie, besuchte das Arnoldinum. Er war mit seinem besten Freund Hermann B. in einer Klasse. Um 1927, als die Propaganda der örtlichen NSDAP-Ortsgruppe zunahm, verbat der Vater von Hermann seinem Sohn den Umgang mit Juden. Georg, der fortan von seinem besten Freund in der Schule ignoriert wurde, sackte mit seinen Leistungen ab und verließ anschließend ohne Abschluss das Arnoldinum. 1930 trat er in die Fußstapfen seines Vaters und wurde Viehhändler. Dies hielt er allerdings nur bis Juni 1933 durch, dann meldete er sein Gewerbe ab und arbeitete als Schlosser in der Weberei von Alfred Wertheim. Da sein Vater Invalide war, verdiente nun Georg den Hauptteil des Familieneinkommens. Im Anschluss an die Pogromnacht wurde Georg zusammen mit seinem Onkel Otto sowie fünf weiteren jüdischen Personen verhaftet und inhaftiert. Als einziger nicht am 12. November 1938 freigelassen, blieb er bis mindestens dem 20. November 1938 in Haft. Anschließend musste er als Zwangsarbeiter bei der Aa-Regulierung arbeiten. Am 26. November 1939 gelang ihm mit dem letzten Schiff die Flucht nach Chile, wo er nach seiner Ankunft bei seinem Onkel Willy lebte. Georg heiratete später Lina Goldschmidt und bekam mit ihr drei Söhne: Tomasz, Roberto und Miguel, die bei der Stolperstein-Verlegung im Jahre 2013 anwesend waren. Georgs Tod war tragisch. Er hatte sich geschworen, nie wieder deutschen Boden zu betreten, wurde aber 1974 von seiner Schwester Edith dazu überredet, nach Deutschland zu kommen und eine schwere Krankheit behandeln zu lassen. Bei einer notwendig gewordenen Operation verstarb er am 28. Mai 1974. 

Fotos von den Geschwister Hirsch

Fotos von der Verlegung am 5. Oktober 2013

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